Die Entwicklung der Fahrzeugnummerierung bei der Spreewaldbahn

Der ursprüngliche Nummernplan

Bei der Spreewaldbahn wurden die Fahrzeuge in chronologischer Reihenfolge eingeordnet. Dabei waren bestimmten Gattungen bestimmte Nummernbereiche zugeordnet. Vergleicht man nun die einschlägigen Fahrzeuglisten in Büchern und sonstigen Veröffentlichungen zu den Fahrzeugen der Spreewaldbahn, so erschließt sich das folgende Schema, wobei nicht alles vollständig belegt ist. Besonders die Einordnung der normalspurigen Wagen und der Rollböcke ist völlig unklar.

ab 1

   

Loks (Anstelle der Nummer war eine Name für die Lok vergeben worden!)

ab 11

 

BC

Personenwagen 2achs., 2./3. Klasse

ab 21

 

C

Personenwagen 2achs., 3. Klasse

ab 31

 

Gw

Güterwagen geschlossen 2achs., jüngere Fahrzeuge, (z. T. als Packwagen?) ( später ab 28?)

ab 71

 

 

Personenwagen 4achs. 2./3. Klasse (BC4) und gebraucht gekaufte Wagen

 

71-75

BC4

sog. Wagen für den Marktverkehr (50 Sitzplätze, Längs- und Quersitze, 12 Stehplätze auf Plattform); gebraucht gekaufte Wagen

 

76-80

C4

normale 4achs. Sitzwagen

 

81

BC4

Personenwagen 4achs. 2./3. Klasse (von NWE); gebraucht gekaufter Wagen

 

82-85

BC

Wagen für Ausflugsverkehr 2achs.(Personenwagen 2achs., 1928 von Gotha beschafft, 1470 mm breite Fenster, keine Toilette)

 

86-92

BC

Personenwagen 2achs. gebraucht gekaufte Wagen (1929 von MEG)

ab 101

 

CPw

kombinierte Personen und Gepäckwagen 2achs.

ab 201

 

Gw

Güterwagen geschlossen 2achs Bj.: 1897, Hoffmann)

ab 301

 

Ow

Güterwagen offen, 2achs.

ab 401

 

 

Vermutung: normalspurige Fahrzeuge oder Rollböcke

ab 501

 

Rw

Rungenwagen (Kieswagen, Strohwagen) 2achs.

ab 601

 

Hw

Drehschemelwagen

ab 701

 

GGw

vierachsige, geschlossene Güterwagen

501

 

 

Triebwagen (warum 2. Besetzung der Nummer 501??)

Eine erste Abweichung erfolgte bereits im Jahre 1914: Die von der DEBG (ehem. Vering & Wächer) übernommene Malletlok MBE 1II fuhr bei den Lübben-Cottbusser Kreisbahnen unter LCK -Nr. 8. Sie erhielt wahrscheinlich keinen Namen mehr. Im Hager-Archiv gibt es Hinweise auf einen Namen dieser Lok: Byhlen oder Neu Zauche, wobei diese Angabe nicht gesichert ist(!!). Bereits 1926 wurde die Lok als Schrott verkauft, da sie sich wohl nicht bewährte.
Der 1934 angeschaffte Triebwagen von Talbot erhielt wohl die Nummer 501. Der Grund dafür ist nicht ganz klar, da im Nummernbereich ab 501 eigentlich die Schemelwagen (Gattung Hw) eingereiht waren.
Die Personen- und Güterwagen der Spreewaldbahn behielten bis zu Umzeichnung 1949 ihre Nummern. Abweichungen im Nummernsystem gab es lediglich nach 1947, als einige Deutschland verbliebene Fahrzeuge der Strecke Schmalkeningen-Pogeggen der Insterburger Kleinbahnen zur Spreewaldbahn gelangten.

1937: Das Landesverkehrsamt Brandenburg übernimmt die Regie

Mit der Übernahme der Spreewaldbahn durch das Landesverkehrsamt Brandenburg im Jahr 1937 erfolgte eine Umnumerierung der Loks. Sie erhielten nun ein quadratisches Messingschild mit der Loknummer und dem Bahnkürzel SPWB. Es waren die Nummern 1, für die älteste Lok bis zur 7 für die jüngste Lok. Diese Numerierung währte jedoch nicht lange. Wohl um 1940 vereinheitlichte das Landesverkehrsamt Brandenburg die Nummerierung seiner Lokbestände. Die neue Loknummer bestand nun aus zwei Teilnummern.

Die erste Nummer kennzeichnete die Strecke:

Bahnnummer

Strecke

1

Brandenburgische Städtebahn (BStB)

2

Müncheberger Kleinbahn (MüK)

3

Oderbruchbahn (OdK)

4

Kleinbahn Beeskow-Fürstenwalde (KBF)

5

Ostprignitzer Kreiskleinbahn (OpK)

6

Westprignitzer Kreiskleinbahn (WpK)

7

Dahme-Uckroer Eisenbahn (DUE)

8

Kleinbahn Friedeberg-Altlibbehne (KFA)

9

Friedeberger Stadtbahn (FStB)

01

Altlandsberger Kleinbahn (AK)

02

Lehniner Kleinbahn (LeK)

03

Kleinbahn Küstrin-Hammer (KKüH)

04

Kleinbahn Freienwalde-Zehden (KFZ)

05

Weststernberger Kleinbahn (WstK)

06

Westprignitzer Kreiskleinbahn (Schmalspur)

07

Ostprignitzer Kreiskleinbahn (Schmalspur)

08

09

Spreewaldbahn (Sp)

Im zweiten Nummernteil war in Gruppen mit jeweiliger fortlaufender Nummerierung die Bauart und Achsfolge verschlüsselt.

Gattung

Fahrzeugnummer

B

10- 19

Cn

20- 39

Ch

40- 59

1C

60- 79

C1

80- 99

1C1

100-119

Dn

120-139

Dh

140-159

1D

160-179

D1

180-199

1D1

200-219

E

220-239

1E

240-259

E1

260-279

1E1

280-299

Die Loks der Spreewaldbahn erhielten demzufolge die Nummern 09-20 bis 09-26. Zumindest bei der Spreewaldbahn wurde dieses Schema nach 1945 nicht mehr konsequent umgesetzt. Die ehemalige Pilkallener Lok Nr. 23 (eine 1'Cn2t) erhielt die Nummer 09-27. Richtig eine Nummer zwischen 60 und 79 im zweiten Nummernteil gewesen. Anscheinend warf die Übernahme der Spreewaldbahn durch die Deutsche Reichsbahn ihre Schatten voraus uns somit ein neues Nummernschema.

1949 ein echtes neues Nummernschema

Mit dem 1.April 1949 übernahm die Deutsche Reichsbahn die Regie der Spreewaldbahn und führte nach und Nach eine einheitliche Fahrzeugnummerierung ein. Die Dampfloks erhielten als Schmalspurlok die Nummer 99 und wurden als meterspurige Loks in die den Nummernbereich 570x eingereiht. Die ehemalige Pilkallener Lok erhielt die Nummer 99 5631 und wurde erst 1954 in 99 5633 umnummeriert.

In einem  zweiten Schritt wurden nun auch die schmalspurigen Personen-, Gepäck- und Güterwagen erfasst und zu Beginn des Jahres 1950 umgezeichnet. Vor die eigentliche drei-, bzw. vierstellige Wagennummer kam eine durch einen Punkt abgetrennte Kennzahl, die die Spurweite der Wagen kennzeichnete:

Stammnummer

Spurweite

6.

600mm

7.

750mm

9.

900mm

10

1000mm

Die Wagen der meterspurigen Bahnen erhielten im Gegensatz zu den 750mm-spurigen Bahnen i.d.R. völlig neue Nummern. Der Freundeskreis Selkebahn e.V. erläutert die Einordnung der Fahrzeuge der Harzer Bahnen in das neue Nummernsystem. Die Personen-, Gepäck- und Güterwagen der anderen meterspurigen Bahnen wurden dann anscheinend in das so entstandene neue Nummernsystem mit eingeordnet: entweder vor, oder nach den Fahrzeugen der Harzer Schmalspurbahnen. Die verschiedenen Wagengattungen waren wie folgt eingereiht:


Nummer von

Nummer bis

Wagengattung

10.001

10.061

BC4, BC4i

10.101

10.184

C4, C4i

10.201

10.259

C, Ci

10.261

10.272

Pw4, Pw4i

10.281

10.296

Pw, Pwi

10.301

10.446

Gw, G

10.451

10.500

GGw, GG

10.501

10.840

Ow, O

10.841

10.846

Otw, Ot

10.851

10.993

OOw, OO

10.1001

10.1028

OOtw, OOt

10.1101

10.1162

Hw, H

10.1201

10.1210

Rw, R

10.1221

10.1231

RRw, RR

10.1241

10.1265

SSw, SS

10.1301

10.1335

Kw, K

10.1351

10.1356

KKw, KK


Innerhalb dieser Nummerblöcke waren die Fahrzeuge jeweils wieder gruppiert nach den einzelnen Direktionen. Durch Wiederinbetriebnahme von Peronen- und Güterwagen nach 1949 reichte das Nummernsystem jedoch recht bald nicht mehr aus. Immer wieder schlichen sich Umzeichnungsfehler ein, die es auch bei der Spreewaldbahn gab. Hinzu kam eine (mogliche) Zweitbesetzung einzelner Nummern.

1952: die Güterwagen bekommen erneut neue Nummern

Da das Nummernsystem vor allem bei den Güterwagen schnell an seine Grenzen stieß, wurde bereits 1952 für ein neues System eingeführt, noch bevor das ursprüngliche System vollständig umgesetzt wurde. Die Wagennummern bestanden nun aus drei Zifferngruppen. Die erste Zifferngruppe kennzeichnete die Spurweite:

Stammnummer

Spurweite

96-..  

600mm

97-..  

750mm

98-..  

900mm

99-..  

1000mm

Mit der zweiten Zifferngruppe wurden die Güterwagen den einzelnen Bahndirektionen zugeordnet:

Stammnummer  

 Rbd

99–01–.. bis 99–19–..

 Rbd Magdeburg

99–20–.. bis 99–29–..

 Rbd Erfurt

99–30–.. bis 99–39–..

 Rbd Greifswald

99–40–.. bis 99–49–..

 Rbd Dresden

99–50–.. bis 99–59–..

 Rbd Cottbus

99–60–.. bis 99–69–..

 Rbd Erfurt

99–70–.. bis 99–79–..

 Rbd Magdeburg

99–80–.. bis 99–89–..

 Rbd Halle

Die dritte Zifferngruppe charakterisierte dann die Wagengattung. Innerhalb der Reichsbahndirektion Cottbus war die dritte Zifferngruppe wie folgt vergeben: 

99-50-01

 RF2 (Rollböcke)

99-50-31

 RF4 (4achs. Rollfahrzeuge)

99-51-51

 Bahndienstwagen

99-52-01

 Gw (2achs. geschlossene Güterwagen)

99-52-51

 GGw (4achs. geschlossene Güterwagen)

99-53-01

 Ow (2achs. offene Güterwagen)

99-53-51

 OO (4achs. offene Güterwagen)

99-54-01

 Hw (2achs. Drehschemelwagen)

99-55-01

 Rw (2achs. Rungenwagen)

Zuerst wurde die Fahrzeuge der Spreewaldbahn erfaßt,( gefolgt von der Spremberger Stadtbahn und der Forster Stadteisenbahn.???)

1958: die Reisezugwagen bekommen neue Nummern

Mit Wirkung vom 1.Januar 1958 wurden nun auch die Reisezugwagen in ein neues, endgültiges Nummernsystem eingereiht. Das Nummernschema bestand aus einer dreistelligen Stammnummer und einer durch Bindestrich abgetrennten dreistelligen Ordnungsnummer. Die Stammnummer begann mit der Ziffer "9" für Schmalspur. Die zweite Ziffer gab Auskunft über die Spurweite. Die dritte Ziffer diente der Grobeinteilung nach dem Verwendungszweck der Wagen. Die Ordnungsnummern wurden in Blöcken für die Reichsbahndirektionen und dann in der Regel fortlaufend nach Beschaffungsjahren vergeben.

Stammnummer  

 Spurweite

90.–...  

 1000 mm

96.–...  

 600 mm

97.–...  

 700 mm

99.–...  

 900 mm

Für 1000mm Spurweite galt:

Stammnummer

Zuordnung

Direktion

900–...

vierachsige Sitzwagen KB4

 

 

900–201 bis 900–243

Rbd Cottbus

 

900–301 bis 900–304

Rbd Dresden

 

900–351 bis 900–372

Rbd Erfurt

 

900–401 bis 900–413

Rbd Greifswald

 

900–451 bis 900–523

Rbd Magdeburg

901–...

zweiachsige Sitzwagen KBaa

 

901–201 bis 901–215

Rbd Cottbus

 

901–301 bis 901–322

Rbd Greifswald

902–...

vierachsige Sitzwagen mit Gepäckabteil KBD4

 

ab 902–201

Rbd Cottbus

 

ab 902–251

Rbd Dresden

 

902–301 bis 902–305

Rbd Magdeburg

903–...

zweiachsige Sitzwagen mit Gepäckabteil KBDaa

 

ab 903–201

Rbd Cottbus

 

ab 903–251

Rbd Dresden

904–...

vierachsige Packwagen KD4

 

904–001 bis 904–021

Rbd Cottbus

 

904–051 bis 904–061

Rbd Dresden

 

904–101 bis 904–104

Rbd Erfurt

 

904–151 bis 904–154

Rbd Magdeburg

905–...

zweiachsige Packwagen KDaa

 

905–001 bis 905–012

Rbd Cottbus

 

ab 905–051

Rbd Dresden

 

ab 905–101

Rbd Greifswald

 

ab 905–151

Rbd Erfurt

 

905–151-905–158

Rbd Magdeburg

906–...

vierachsige Packwagen mit Postabteil KDPost4

 

906–001 bis 906–002

Rbd Erfurt

 

ab 906–051

Rbd Greifswald

907–...

zweiachsige Packwagen mit Postabteil KDPostaa

 

907–001 bis 907–011

Rbd Greifswald

908–...

zweiachsige Mannschaftswagen KDienstaa

 

ab 908–...

...

909–...

vierachsige Mannschaftswagen KDienst4

 

ab 909–...

...

Nach 1958 gab es bei der Spreewaldbahn nur noch unwesentliche Veränderungen an den Fahrzeugnummern. Lediglich der zweiachsige Sitzwagen 901-204 bekam als Bahndienstwagen (Mannschaftswagen) eine neue Nummer: 908-001, wobei nicht ganz klar ist, ob nicht für das Fahrzeug gleich die Nummer 908-001 vergeben wurde.


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