Feldbahnen und Spreewald, wie geht das denn bei den ganzen Fließen, fragen sich so manche Leute.
Ja, es geht und diese Feldbahnen gab es!
Wir schreiben das Jahr 1935. Der unsägliche A.H. ist seit zwei Jahren an der Macht und zu der Zeit beginnen nun im Spreewald großflächige und umfangreiche Meliorationsarbeiten, Kanal- und Dammbauten. Einer der heutigen Hauptgewässer, deren Errichtung damals begonnen wurde, war der Eichkanal, heute Nordumfluter. An den Tief-, Erd- und Wasserbauarbeiten waren wahrscheinlich mehrere Baufirmen beteiligt. Anscheinend war die Firma "W. Hagen & Co., Tiefbauunternehmen, Berlin" für den Bau des Eichkanals und der dazugehörigen Dämme verantwortlich. Inwieweit der Reichsarbeitsdienst mit involviert war, kann (noch) nicht gesichert gesagt werden.
Es wurden nun Pumpwerke gebaut, Kanäle geschippt und Dämme geschüttet. Diese Arbeiten blieben natürlich nicht ohne Folgen. Einige mehrere Huntert Jahre Alte Eichen wurden wegen des Absinken des Grundwasserstandes in den Folgejahrzehnten schwer geschädigt und starben nach und nach ab; aber auch Bauwerke, wie die Schinkel-Kirche in Straupitz bekam schwere Bauschäden: ein breiter Riß zierte seitdem einer der beiden Türme. Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte das Fundament der Kirche mit modernen Bautechniken gesichert werden.
Zurück zur Feldbahn.
Der Sand für den Dammbau konnte nun aber nicht vor Ort gewonnen werden, sondern mußte in der Regel von den angrenzenden und entfernter liegenden Bereichen gewonnen werden. Wie damals üblich, wurde hierfür nun eine 600mm-spurige Feldbahn errichtet. Ausgangspunkt dieser Bahn war wohl Mühlendorf, südlich von Straupitz, in der Umgebung sich einige Sand- und Kiesvorkommen sich befinden, deren Material zunächst für den Dammbau der Feldbahn, später dem endgültigen Dammbau verwendet wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Sand auch von anderen Stellen geholt wurde. In Frage kommt hier aber der Bereich zwischen Alt Zauche und Wußwerk. Erkenntnisse darüber sind aber schwer zu beschaffen. Doch zunächst ein kleiner Überblick über die Gesamtstrecke der Feldbahn.
Karte 1: wahrscheinlicher Streckenverlauf zu Beginn des Kanalbaus schwarze Linie: Spreewaldbahn, rote Linie: Feldbahn Bau Eichkanal
...und ein Blick auf einen Ausschnitt des Meßtischblattes 4150 Burg (Spreewald). Die Signaturen des Kartenblattes verraten den Verlauf des Dammes und die Brückenbauwerke an Gewässern. Die Karte zeigt einen Teil der damaligen Strecke. Sie schien eben in Mühlendorf begonnen zu haben und es liegt im Bereich des möglichen, daß die Strecke Anfangs sogar bis Lübben ging (belege dazu habe ich leider nicht, es ist aber wahrscheinlich, doch dazu wären intensivere Archivrecherchen notwendig).
Karte 2: Ausschnitt MTB 4150 Burg (Spreewald) Korrekturstand 1943: rote Linie: Feldbahn Bau Eichkanal
Also Fangen wir mal am Ausgangspunkt in Mühlendorf an. Dieser Ort war vor, um und nach 1935 gekennzeichnet von Feldbahnen. Um die 1000jährige Eiche herum die Zentrale der Feldbahn: Hauptlagerplatz, Reparaturstation, ect. Nebenbei: Die Eiche war wohl nur etwa 750 Jahre. Mit den Entwässerungsarbeiten des Spreewaldes in den 1930er Jahren begann das Sterben dieser und anderer sehr alter Eichen. Die Mühlendorfer Eiche wurde Anfang der 1990er Jahre erst durch Blitzschlag und dann durch böse Anwohner endgültig vernichtet.
Bild 1: Lagerplatz und Werkstattbereich in Mühlendorf an der Eiche. eine O&K wird gewartet, hölzerne Loren werden repariert und Gleismaterial wartet auf den Einbau. Im Vordergrund ist ein Deutz Triebwagen mit Deutz Verdampfermotor zu sehen.
Wie schon geschildert, wurde das Gebiet um Mühlendorf als Sandquelle genutzt.
Bild 2: der Deutz Triebwagen wartet, während zwei andere Züge mit und ohne Sand die Ausweichstelle passieren.
Bild 3: der selbe Blick, im Jahre 2007: damals Gleis, heute die offizielle Zufahrtstraße nach Mühlendorf
Bild 4: O&K 5159 mit hölzernen Kipploren beim Dammbau
Bild 4: O&K 5158 mit hölzernen Kipploren beim Laden von Torf, im Hintergrund ist der Kanal bereits fertig.
Das Gleismaterial bestand zum einen aus fertigen Gleisen auf Eisenschwellen und zum anderen aber auch auf Holzschwellen, beides z.t. auch gemischt. An Transportloren wurden verschiedene Typen hölzerner und eiserner Kipploren eingesetzt.
Loks der Firma W.Hagen & Co.
Nachfolgend eine Liste der Loks, die an die Firma W.Hagen & Co. geliefert wurden. Die Angaben stammen aus einer schriftlichen Mitteilung von Jens Merte. Die ersten drei Fahrzeuge der Liste sind mit Fotos belegt. Inwieweit auch andere Fahrzeuge beim Bau eingesetzt waren kann nicht gesagt werden.
Hersteller |
Fabr.-Nr/ Baujahr |
Typ |
Gattung |
Spurweite |
Bem. |
O&K |
5158/1933 |
LD 2 |
B-dm |
600mm |
14.11.1933 geliefert an W. Hagen & Co., Tiefbauunternehmen, Berlin |
O&K |
5159/1933 |
LD 2 |
B-dm |
600mm |
14.11.1933 geliefert an W. Hagen & Co., Tiefbauunternehmen, Berlin |
Deutz/Eluco |
??/?? |
?? |
?? |
600mm |
Deutz/Eluco Triebwagen mit Deutz Verdampfermotor |
O&K |
5170/1933 |
LD 2 |
B-dm |
600mm |
27.11.1933 geliefert an W. Hagen & Co., Tiefbauunternehmen, Berlin |
O&K |
5171/1933 |
LD 2 |
B-dm |
600mm |
27.11.1933 geliefert an W. Hagen & Co., Tiefbauunternehmen, Berlin |
O&K |
2897/1908 |
|
Bn2t |
600mm? |
1908 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
4849/1911 |
|
Bn2t |
600mm? |
1911 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
5871/1913 |
|
Bn2t |
600mm? |
1913 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
5872/1913 |
|
Bn2t |
600mm? |
1913 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
5876/1913 |
|
Bn2t |
600mm? |
1913 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
5877/1913 |
|
Bn2t |
600mm? |
1913 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
13082/1938 |
|
Bn2t |
600mm? |
1938 neu an W.Hagen & Co. |
O&K |
13084/1938 |
|
Bn2t |
600mm? |
1938 neu an W.Hagen & Co. |
BMAG |
10320/1936 |
|
Bn2t |
600mm? |
1936 neu an W.Hagen & Co. |
Gmeiner |
??/1938 |
|
(Diesellok) |
|
1938 neu an W.Hagen & Co. |
Gmeiner |
??/1938 |
|
(Diesellok) |
|
1938 neu an W.Hagen & Co. |
Nach Merte kommen bei dem Deutz-Triebwagen folgende Typen in Frage:
Typ |
Leistung |
Antrieb |
Geschwindigkeit |
Masse |
ML 116 Tr |
6 PS |
über Zahnräder |
4 + 8 |
? |
ML 216 Tr |
7 PS |
über Zahnräder |
4 + 8,5 |
1,2 |
ML 316 (Tr?) |
8 PS |
über Zahnräder |
4 + 8,5 |
1,2 |
http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/typen/typen_deutz.htm ]
Der Deutz-Triebwagen aus dem Firmenkatalog
[Quelle: Archiv Wedeler Feldbahn]
Der Motor des Triebwagens aus dem Firmenkatalog
[Quelle: Archiv Wedeler Feldbahn]
Bild 4: Hier noch einmal ein Ausschnitt vom Bild 1: Deutz Triebwagen
Die Eichenberger Waldbahn besitzt ein solches nahezu baugleiches Fahrzeug im Original und hat dort nun die Nummer IGF Nr.7
[Quelle: www.eichenberger-waldbahn.de]
Für weitere Informationen, Bilder und Beiträge bin ich sehr dankbar.
Quellen:
Jens Merte: http://www.lokhersteller.de/